Samstag, 10. April 2010 21:17
…musste dringend zu Apollo, nach B. Mein Kontaktlinsenmittel war alle, nur noch ein winziger Rest…
Ließ schweren Herzens meinen betagten Hund allein zuhause – denn Rüdiger hat Beschwerden, seine armen Gelenke, sein Herz – auch sein Gehör hat sichtbar nachgelassen.
[Der grundgute Tierarzt, der Rüdiger seit elf Jahren gut betreut, dozierte kürzlich "der ist noch ganz gut in Form für seine achtzig." Besserwisserisch, trotzig widersprach ich "laut Internet ist er erst zweiundsiebzig Menschenjahre!" Herr Landmann-Grünwald, drehte sich langsam hin und her - auf seinem viel zu kleinen Drehstuhl, - guckte Rüdiger nicht direkt in seine braunen Augen - Hunde fühlen sich dadurch bedroht, vermied auch den Blickkontakt in meine ängstlichen Hundeaugen,unterdrückte ein betroffenes Schulternzucken, verschränkte seine kleinen Hände, seufzte tief, starrte auf das Deckblatt von Rüdiger's ziemlich dicker Patientenakte, verstand mein krämerisches Feilschen um jedes Lebensjahr ... und ich fühlte, daß dieser freundliche , kleine Mann seinen Beruf sehr sehr ernst nimmt. Sah seinen Berufskummer "schon wieder ein alter Hund mit seinem Frauchen, schon wieder muss ich einer viel zu viel Liebenden erklären, dass ihr felliger Herzensfreund ein Greis ist, bald ein Kandidat für die Spritze, den Hundefriedhof, das Loch im Hausgarten oder die Blechbüchse...]
… Linsenmittel gekauft, die Vorratspackung für drei Monate. Auf dem Weg zum Parkhaus – eine Zoohandlung. Im Schaufenster ein klobiges Aquarium mit bunten, wimmelnden Fischen, daneben Katzentransportkörbchen.
Freudiger Gedanke, ich bringe meinem alten Kameraden was Schönes mit, etwas was er schon lange entbehren musste. Entbehren musste wegen seiner alten Zähne und wegen seines empfindlichen Magens).
Im schummrigen Laden (Wagner-Musik im Hintergrund) eine schwer übergewichtige Frau, die selbstzufrieden mit zarten, perfekt manicurten Händchen in aller Ruhe winzigkleine Preisschildchen auf Hundehalsbänder klebte.
“Haben Sie Schweinsohren?”
“Nein, bin zufrieden, meine Ohren hängen noch nicht durch…”